Nach 8 Wochen Nomaden- und Buschleben genießen wir den Ausblick auf das Türkis des Indischen Ozeans und gönnen uns den Luxus für ein paar Tage einmal nicht unterwegs zu sein. Auch unsere Buschküche bleibt geschlossen: Frühstück, Lunch und Dinner inklusive runden das Nichtstun ab.
Der Küstenort Vilankulo ist das Tor zu Mosambiks großen Marine-Nationalpark, der die 5 Inseln und Riffe des Bazaruto Archipels umfasst. Wir haben uns in der Eden Bay Eco Lodge einquartiert, wo wir das Dachzelt gegen ein auf einer Holzplattform errichtetes 30qm Zelt mit richtigem Bett und eigener Dusche tauschen. Auf einem Dünenkamm gelegen, haben wir von unserer Terrasse einen weiten Ausblick auf den Ozean und die gegenüberliegenden Inseln des Bazaruto Archipels. Allerdings entspricht die Wetterstimmung nicht ganz den Erwartungen: grau bedeckter Himmel – kurz zuvor hatte es noch geregnet – und ein kräftiger Wind lassen diesen Ort eher an die Sylter Nordsee erinnern. Wir nehmen es leicht, der herzliche Empfang, das gute Essen und die Erleichterung bei diesem Wetter nicht im Dachzelt übernachten zu müssen helfen uns dabei sehr.

Der starke Wind während der Nacht hatte jedoch auch etwas Gutes: am nächsten Morgen erwartet uns blauer Himmel und ein Meer, das von Türkis bis Azurblau alle Klischees tropischer Gewässer entspricht. Besonders bei Ebbe, wenn sich das Wasser mehrere hundert Meter weit zurückzieht und weiße Sandbänke, blaugrüne Lagunen und dunkelblaue Kanäle freigibt.





Mit Paul, dem Besitzer der Lodge planen wir unsere Bootstouren für die nächsten Tage. Zunächst werden wir die kleine Insel Santa Carolina, die einzige Felseninsel des Archipels, ansteuern. Wegen der windgeschützten Lage im Kanal zwischen Festland und der Hauptinseln ein idealer Ort zum Schwimmen und Schnorcheln. Die Portugiesen tauften sie “Pérola do Indico”, die Perle des Indischen Ozeans und errichteten 1855 eine kleine Station mit Kapelle, deren Ruinen heute noch zu sehen sind. Hundert Jahre später erbaute ein portugiesischer Geschäftsmann eine riesige Hotelanlage im Art-Deco-Stil. Bis in die Siebziger war “Paradise Island”, wie die Insel nun genannt wird, ein Hotspot des Jetsets: Elton John war Gast und Bob Dylan sollte am Pianos des Hotels seinen Song “Mozambique” komponiert haben. 1973 war es vorbei: Unabhängigkeits- und Bürgerkrieg hinterließen Ruinen vor tropischer Kulisse.












Die Riffe rund um Santa Carolina gehören zu den besten Schnorchel-Spots des Archipels. Mit der vorrückenden Flut kommen Meeresschildkröten an die Uferzonen. Im kristallklaren Wasser sind sie sehr gut vom Boot aus zu entdecken. Sie sind aber auch extrem schnelle Schwimmer, was sich zeigt sobald wir ins Wasser steigen: Keine Chance auf eine Annäherung in Schnorchel-Distanz! Auf der Rückfahrt zur Lodge begegnen wir dann andere schnelle Schwimmer: mehrmals tauchen direkt neben unseren Boot Delphine auf.














Die Zeit zwischen den Bootstouren verbringen wir in der Lodge, am Pool oder am Strand. Wir sind die einzigen Gäste und da die Lodge 8 km außerhalb von Vilankulo liegt, haben wir auch den weiten Strand für uns. Die wenigen Fischer gehen mit der Flut in ihren Dhows raus aufs Meer, nur der Hund vom Nachbargrundstück ist froh, endlich ein paar Spielkameraden zu haben. Unermüdlich sprintet er den Strand rauf und runter, springt in die Wellen, jagt Krabben und Vögeln hinterher um sich zwischendurch immer wieder ein paar Streicheleinheiten von uns abzuholen.

Mit der zweiten Bootstour fahren wir zur gegenüberliegenden Ilha de Benguerra mit ihren Luxuslodges und zur Hauptinsel Bazaruto. An ihrer Südspitze befindet sich eine gut 50 m hohe Düne, die einen tollen Ausblick über das Archipel bietet. Vor allem die Farben sind fantastisch: der gelbe Sand der Düne, azurblauer Himmel mit weißen Quellwolken, das Meer in Hellgrün, Türkis und Dunkelblau und der strahlend weiße Sand der Strände.













Nachdem die Suche nach den seltenen Dugongs leider erfolglos war, nehmen wir Kurs auf das 2-Mile-Reef. An der Grenze zum offenen Ozean ist das Meer rund um das Riff deutlich rauer. Erst im flachen Korallenwasser ist das Schnorcheln wieder möglich. Die Unterwasserwelt ist atemberaubend: riesige Korallengärten breiten sich unter uns aus, Fische in buntesten Farben… Durch die schiere Weite des Riffs hat man nicht das Gefühl einfach in einem Aquarium zu Schnorcheln. Vielmehr gleitet man hier als schwebender Beobachter über eine fantastische Landschaft voller bizarrer Formen und Farben.














Auf den langen, monotonen Etappen durch den Norden des Landes waren wir uns lange nicht sicher, ob das Reiseziel Mosambik mit seinen großen Entfernungen, den Mangel an “klassischen” Sehenswürdigkeiten, wegen seiner schwierigen jüngeren Vergangenheit und der nicht immer einfachen Gegenwart eine lohnende Wahl sei. Aber an Orten wie diesen kommen solche Zweifel nicht. Die Zeit hier am Ozean ist leider zu schnell vergangen. Wir beschließen daher spontan noch einen weiteren Tag zu bleiben und so den langen Weg zurück noch ein keines bisschen aufzuschieben.
And when it’s time for leaving Mozambique
Bob Dylan: “Mozambique”
To say goodbye to sand and sea
You turn around to take a final peek
And you see why it’s so unique to be
Among the lovely people living free
Upon the beach of sunny Mozambique

Ein Kommentar
Kommt gut und heil wieder zurück – aber langsam und achtsam!! Und dann freuen wir uns auf euch und die Erzählungen und Bilder. Liebe Grüße