Der Aufbruch aus dem Liwonde NP fühlt sich nach Rückreise an: drei Fahrtage mit gut 1.000 Kilometer Richtung Süden stehen an. Von Malawi aus fahren wir über Tete und Chimoio an die Küste Mosambik’s. Unser Ziel: Vilankulo am indischen Ozean.

Aber erst einmal wieder heißt es: Grenzübertritt. Wie immer werden wir überrannt von übereifrigen selbsternannten Grenzassistenten, Geldwechslern und Telefonkartenverkäufern. Mit der Erfahrung von inzwischen fünf Grenzgängen schlagen wir uns an diesem übersichtlichen Grenzposten alleine durch. Hier wird – anders als in Zambia und Zimbabwe – keine Gewese um das Auto gemacht. Nur ein TIP wird fällig, dass bei einem der Jungs gekauft werden kann. Vielmehr wird das Visum zur Herausforderung. Es gibt eine neue Technik und die willl nicht so, wie sie soll: Foto machen, Fingerabdrücke scannen, Passdaten einlesen und daraus dann ein Visum zusammenbauen und als handlichen Aufkleber für den Reisepass ausdrucken. Klappt dann aber irgendwann und wir sind drin in Mosambik. 

Mittags sind wir dann in Tete, der wohl heißesten Stadt im südlichen Afrika. Das Thermometer reißt die 50 Grad-Marke und auf dem Parkplatz vor dem Shoprite brennen uns fast die Fußsohlen weg. Kurz vor Sonnenuntergang sind es immer noch mehr als 40 schweißtreibende Grade.

Übernachtungsplätze auf Zwischenetappen sind entweder langweilig oder skurril. In Tete übernachten wie auf dem “Jesus e Bom-Campsite” am Ufer des Zambezis mit Blick auf die Stadt und die Golden-Gate-Bridge von Tete. Der südafrikanische Besitzer erlaubt auf seinem Grundstück Camping zwischen dem Haus seinen Mieters und einer offenen, reedbedeckten Halle mit Jehova-Bekenntnis. Dazu gibt es einen verschmusten Bullterrier und einen nicht minder anhänglichen zweiten Kampfhund unbekannter Rasse. Beide sind etwas knösig vom Flusswasser, sie müffeln auch ein wenig und stehen immer wieder auf meinem Fuß. Aber hey, wer wird es sich wegen solcher Petitessen schon mit seinen Wachhunden verderben. Leider kuscheln die beiden nicht miteinander und das Kampfgebrüll holt alle aus dem Schlaf. Unser zweiter Übernachtungsplatz ist eine von Locals geführte Lodge direkt an der N5. Hier dürfen wir auf der großen Wiese unter Bäumen unser Zelt aufbauen. Für Dusche und Toilette nutzen wir eines der Chalets. Zahlen brauchen wir aber nur Campinggebühr…

Die Straßen in Mosambik sind mit Abstand die schlechtesten, die wir auf unserer Reise gefahren haben. Über viele Kilometer gibt es oft mehr Schlagloch als Straße. Mehr als 20, 25 Kilometer in der Stunde sind auf solchen Abschnitten nicht drin.

Die Fahrt durch Mosambik zeigt einmal mehr, dass es einen Unterschied zwischen Armut und Elend gibt. Während im nicht minder armen Malawi überall Felder ordentlich vorbereitet waren, mit der dorfeigenen Ziegelproduktion gute Häuser oft mit kleiner Veranda gebaut wurden, die kleinen und größeren Ansiedlungen meist ordentlich gepflegt waren, sehen wir in Mozambique zerschundene, viel halbverfallene Häuser und praktisch keine Felder zur Eigenversorgung. Dafür abgeholzte Gebiet zur Holzkohleproduktion, die in Säcken (wie in allen drei Ländern) am Straßenrand verkauft werden – allerdings in deutlich größerer Menge. Während in Zambia und Malawi im ganzen Rand am Straßenrand Tomaten, Kartoffeln, Kohl und Zwiebeln verkauft werden, mit denen sich die Frauen ein Zubrot verdienen, finden wir im Norden keinen einzigen solcher kleinen Marktstände. Es ist einfach nichts übrig, um es zu verkaufen. Statt dessen schmeißen kleine Jungs Dreck in Schlaglöcher in der Hoffnung, dass jemand anhält und dafür einen Obulus entrichtet. Wo in Zambia und Malawi an jedem noch so kleinen Ort ein selbstgebautes und bemaltes Betonschild mit dem Namen und dem Motto der örtlichen Primary School steht und mindestens zwei bis drei Kirchen ausgewiesen sind, ist in Mosambik Fehlanzeige. In kaum einem anderen Land ist das Bildungsniveau so schlecht wie hier. Die Portugiesen haben nach der Unabhängigkeit und vor dem Exodus ihrer Landsleute alles zerstört – Fabriken, Infrastruktur, alles was nicht niet- und nagelfest war. Der Sozialismus des neugegründeten Staates hat dann auch noch die Kirchen verbannt. Der Bürgerkrieg hat sein Übriges getan, aus Mosambik ein geschwundenes Land zu machen, obwohl es, anders als Malawi, über Bodenschätze verfügt. Erst in Chimoio verbessern sich sichtbar die Lebensumstände. Der weit überwiegende Teil der Bevölkerung leidet dennoch unter konstanter Unterversorgung mit Nahrungsmitteln. Heißt konkret: sie hungern. Auch kaum zu glauben: bis 2014 könnte man auf einem Teilstück zwischen Tete und Chimoio nur mit einem Militärkonvoi die Strecke befahren.

Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr Bautätigkeiten sehen wir. Viele Straßenabschnitte werden komplett erneuert. Auch eine neue Brücke über den Save wird gebaut – der Fluß, der die Grenze zum Rebellengebiet markiert. Das sind gute Zeichen der Hoffnung.

Denn dass Mosambik eine Reise wert ist, zeigt sich spätestens in Vilankulo. Der indische Ozean breitet sich hier in einer Sinfonie aus Azur- und Türkistönen aller Schattierungen vor den staunenden Augen der Reisenden dieses Blogs auf.

Gefahrene Kilometer: 1.030 an 3 Tagen