Mit 2.500 Metern der höchstgelegene Punkt unserer Reise: das Nyika-Plateau. Malawi „the warm heart of Africa“ zeigt sich hier oben von seiner kalten Seite. Tagsüber bei klarer Luft und Sonne mit angenehmen Temperaturen, kühlt es sich rapide ab sobald die Sonne hinter den umliegenden Bergen verschwunden ist.

Knapp unter 10 Grad zeigt das Thermometer an, wenn wir morgens aus dem Dachzelt klettern. Im Windschatten, denn der Campsite ist von drei Seiten von Kiefernwald umgeben. Ohne die Bäume wären wir einem stetigen, kräftigen Wind ausgesetzt, der die Säule am Thermometer sicher noch weiter hinunter in den einstelligen Bereich drücken würde. Das Lagerfeuer vom Vorabend ist zu einem kleinen Gluthaufen geschrumpft. Zwischen zwei dicken Kiefernholzblöcken wird die Glut über den Tag hinaus bewahrt. Von dem Caretaker des Camps mit reichlich Brennmaterial versorgt, lässt sich das Lagerfeuer so jeden Abend wieder schnell entfachen. Denn der beste Platz ist direkt neben dem Feuer – mit Fleecepulli, Decke und einem Glas schottischen Whiskey. Den klaren, südlichen Sternenhimmel über uns, umgeben von dem Rauschen des Windes in den Kiefern. In der Nacht wird das Windrauschen mit einem Laut ergänzt, der uns aus der tiefergelegenen Savanne bekannt ist: Löwengebrüll. Auf über 2.000 Metern Höhe und bei nordeuropäischen Klima irritiert dieses Geräusch mehr als das es beängstigt.

Das Löwengebrüll ist nicht das einzige, was hier oben befremdlich wirkt. Die weiten Grassebenen im vollen Blütenteppich erinnern an Almwiesen, nur mit nicht so typischen Blumen: Orchideen anstelle von Enzian… Die sanften Hügel und Talmulden mit Kiefernwäldchen bilden eine Hochlandszenerie, die eher an die Schottischen Highlands erinnert, nur mit Zebras, Riedböcken, Elands und einigen prächtigen Schirmakazien… Und in den niedrigen Waldzonen an der Grenze zu Sambia leben aus dem Liwonde Nationalpark umgesiedelte Elefanten. Direkt am Campsite besuchen uns fast zahme Buschböcke. Ein besonders neugieriges Exemplar nähert sich sogar bis auf Armlänge.

Durch den mit 3.200 qkm größten Nationalparks Malawis erstreckt sich ein weites Wegenetz. Schmale, einsame Pisten verlaufen sich entlang der Hügelkämme bis zum Horizont. Schlängeln sich mit zwei grasbewachsenen Fahrspuren an steilen Berghängen. Kein weiteres Fahrzeug begegnet uns auf unserer Fahrt zum Kasaramba View Point mit seinem Ausblick auf den in dunstiger Tiefe liegenden Malawisee. Auf dem Rückweg ins Camp passieren wir noch ein paar nicht sehr vertrauenswürdige, einfache Holzbrücken. Ächzend unter dem Gewicht unseres „Elefanten“ (so nannte ein Ranger bewundernd unser Auto) überqueren wir diese altersschwachen Konstruktionen.

Am späten Nachmittag starten wir eine weitere Tour, diesmal als geführter Evening Gamedrive zusammen mit zwei Guides und im Safariwagen des Parks. Anders als gewöhnlich hat dieser keinen offenen Aufbau. Man sitzt (glücklicherweise) in einer windgeschützten Kabine mit Dachluken. Und anstelle eines Sundowners auf dem windgepeitschten Hügel des Chosi Point, halten wir lieber im geschützten Tal und betrachten den Sonnenuntergang bei heißen Tee und selbstgebackenen Keksen anstelle von kühlem Bier und Popcorn. Ein weiteres von vielen ungewöhnlichen Safarierlebnissen, die den Aufenthalt auf dem Nyika Plateau zu etwas besonderem machen.