Während eines Bushwalk findet man häufig die Federn von Perlhühnern. Woran das liegt und wieso Perlhühner immer nervös-hektisch durch den Busch laufen, erzählt diese Geschichte.

Als Gott die Welt, die Pflanzen und die Tiere schuf, war er eigentlich ganz zufrieden mit seinem Werk. Aber, wie so oft, gibt es immer auch ein paar Dinge, die vielleicht nicht so optimal sind und die dann Unzufriedenheit zum Anlass haben. Zum Beispiel bei den Perlhühnern: Ausgestattet mit schönen, weiß gepunkteten Gefieder, waren sie sehr stolz auf ihr Äußeres und auch ein wenig selbstverliebt.

Nur: ab und zu – und für die Perlhühner deutlich zu oft – fielen diese schönen Federn einfach aus dem Gefieder! Das ärgerte sie sehr. Also beschlossen sie, diesen Mangel bei Gott zu reklamieren: „Schau, das kann doch nicht sein, dass wir andauernd diese Federn verlieren! Das ist ganz klar ein Konstruktionsfehler! Wir wollen nachgebessert werden!“ Daraufhin sprach Gott: „Moment mal, was denkt ihr Hühner eigentlich? Wisst ihr denn nicht, wem ihr hier diese Vorwürfe macht? Wieso sollte ich, der allmächtige Schöpfer „Konstruktionsfehler“ machen? Ich sehe nicht ein, dass ich hier nachbessern soll. Wo kämen wir denn da hin?“ Die Perlhühner jedoch, gaben nicht auf: immer wieder forderten sie hartnäckig eine Verbesserung ein. Und wer auf einer Buschpiste schon einmal hinter einer Gruppe Perlhühner fahren musste, kann das bestätigen: diese Viecher sind stur – keinen Meter machen sie Platz! Ewig lang fährt man ihnen hinterher, vielleicht laufen sie etwas schneller, aber zur Seite springen diese Hühner nicht. Erst, wenn man schon Mordgedanken bekommt und das Gaspedal weiter durchdrücken will, springen sie im letzten Moment beiseite.

Man weiß nicht, ob Gott mit seinen Nerven schon kurz vor diesen Punkt war. Ich würde sagen, er war dann doch nachgiebig, denn er sprach zu den Perlhühnern: „Okay Perlhühner, es gibt eine Lösung. Aber ihr müsst euch selber helfen. Ich hatte für das Federproblem eine spezielle Nadel geschaffen. Mit der könnt ihr eure Federn wieder annähen. Aber: leider habe ich diese Nadel nicht mehr, denn ich habe sie dem Adler gegeben. Fragt ihn, vielleicht wird er euch helfen und die Nadel ausleihen.“ Das genügte den Perlhühnern und sie machten sich auf zum Adler.

Als der Adler die Frage der Perlhühner hörte, konnte er seinen Ohren nicht trauen: Was wollten die? Die Nadel? Ausleihen? Er konnte es nicht glauben und er war auch überhaupt nicht bereit seine kostbare Nadel den Perlhühnern zu überlassen. Denn er wusste genau: diese Vögel waren viel zu hektisch und schludrig – die würden die Nadel doch sofort verlieren! Womit er aber nicht gerechnet hatte, war, dass diese Viecher so verdammt hartnäckig und nervig sein konnten… Und so sagte er: „Okay, ich leihe euch die Nadel… Aber: wenn ihr sie verlieren solltet und ich sie nicht wiederbekomme, dann schwöre ich, dass ich euch jagen werde! Bis in alle Ewigkeit!“ Die Perlhühner aber waren ganz aufgeregt und hibbelig, hatten nur noch die Nadel im Sinn und schon längst nicht mehr richtig zugehört. Und so zogen sie mit der Nadel wild flatternd dahin und stritten schon bald darum, wer denn als erster seine Federn wieder annähen durfte. Und wie das dann so kommt, was kommen muss: Noch bevor irgendein Perlhuhn auch nur eine Feder annähen konnte, verloren sie die Nadel!

Und so kam es, dass der Adler bis heute der größte Feind der Perlhühner ist. Und dass man auf einem Bushwalk oft Perlhuhnfedern findet (und ab und zu eine Adlerfeder). Und dass die Perlhühner seitdem nur noch nervös hektisch pickend durch den Busch rennen, immer mit dem einen Gedanken im Kopf: „Wo ist die Nadel? Wo ist bloß die Nadel? Verdammt, wo ist die Nadel?…“