Von der tropischen Welt der Kapishya Hot Springs zur rauen, ausgedörrten Welt des North Luangwa Nationalparks sind es nur 160 Kilometer. Die Kontraste könnten kaum größer sein: rund um das Buffalo Camp erstreckt sich ein Gebiet mit blattlosen Mopanegestrüpp und Sand.
Tote Baumstämme – vor über 30 Jahren zugesetzt von Elefanten, Buschfeuern und Dürre – ragen wie knöchrige Finger aus der Ebene. Zur Mittagszeit ist es unerträglich heiß. Dort, wo es Schatten gibt, erreicht das Thermometer locker die 40 Grad-Marke und schon morgens um 7 Uhr werden die 30 Grad überschritten. Das grelle Sonnenlicht taucht die Szenerie in fahles grau. Und mitten drin: ein schmales Band grüner Vegetation an den Uferrändern des Mwaleshi River, der einzigen Lebensader in der Trockenzeit im Westen des North Luangwa. Der Fluß ist nur ein wenige Zentimeter tiefes Flachwasser. Kein Vergleich zur reißenden Wassergewalt während der Regenzeit, die beständig an den steilen Uferböschungen zerrt und oft ganze Camps wegspült.


Das Buffalo Camp ist keine mondän-exklusive Safarilodge, sondern ein echtes Bushcamp. Jedes Jahr zur Beginn der Trockenzeit im Mai wird es mit dem Material vor Ort – Holz und Gras – komplett neu errichtet. Und mit Beginn der Regenzeit Anfang November wieder abgebaut. Nur wenig bleibt vor Ort zurück; das meiste Equipment und Gerät wird mühsam über die holprigen Pisten mit dem Pickup transportiert. Es ist das einzige Camp im North Luangwa, das innerhalb des streng geschützten Rhino Sanctuary liegt, dem Nashornprojekt der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft.

Die Chalets bieten besten Blick auf den Mwaleshi River, Open-Air-Dusche und -Klo und nächtliche Elefantenbesuche am Fluß. Mit seinen rustikalen Charme passt das Camp perfekt in die umgebene Landschaft. Nichts ist hier zuviel, der Luxus ist die Wildnis. Man passt sich den Bedingungen an. Mag sein, dass dieser Umstand dazu führte, dass Kirsten sich unfreiwillig von ihren wichtigsten Ausrüstungsgegenstand trennen musste: den Bite-Away-Mückenstift! Verloren während des Abend-Gamedrives irgendwo im Busch. Eigentlich ein Grund zum sofortigen Abbruch unserer Reise, würde nicht die raue Aura der Wildnis einen gewissen Einfluss nehmen. Denn: der am selben Tag (!) abgebrochene Zahn wird mit einer Nagelpfeile glattgeschliffen. Und Insektenstiche werden ab sofort mit dem heißen Metall eines Big-Einwegfeuerzeugs behandelt.
Die raue Aura zeigt sich auch an anderer Stelle. Mit dem ersten Blick auf den Mwaleshi sehen wir bei unserer Ankunft mitten im Fluß einen weißen Mann baden – wo doch das Baden in den Flüssen der afrikanischen Wildnis gefährlich ist! Klein, drahtig mit Bierbauchansatz und deutlich britischer Prägung. So lernen wir Mark Harvey kennen. Er ist der Inhaber der Lodge und gehört zu den engagierten Safaripionieren Sambias. Sein Vater errichtete das erste Safaricamp im North Luangwa und sein Großvater war Stewart Gore-Browne, der exzentrische Erbauer des altenglischen Anwesens Shiwa Ngandu in der Nähe der Kapishya Hot Springs. Die Mischung aus Naturverbundenheit und Exzentrik, geprägt von der rauen Welt des North Luangwa merkt man ihm sofort an: im Buffalo Camp wohnt er in einem Baumhaus. Denn er würde nie auf die Idee kommen im Busch auf Bodenhöhe zu schlafen. Dieses Abenteuer überlässt er gerne ganz exklusiv seinen Gästen. Und auch der Luxus eines solarbetriebenen Eisfachs geht auf seine Vorliebe zurück. Während die Gäste die karge Einfachheit des Buschlebens schätzen, würde Mark nie auf Eiswürfel in seinem abendlichen Sundowner-Whisky verzichten.
Unumstrittene Highlights sind die Bushwalks: mit einem frühen Wakeup Call zum Sonnenaufgang um 5 Uhr geht es entlang des Mwaleshi-Ufers durch den Busch. Über seichte Stellen und Sandbänke überqueren wir den Fluß. Zebras, Pukus, Impalas und eine Löwenfamilie mit drei Jungtieren begegnen uns. Gegen 9 Uhr – es ist bereits ziemlich heiß – werden wir von einem Safariwagen abgeholt und es geht zurück ins Camp. Bis 16 Uhr dösen wir, von der Hitze träge, dann folgt der zweite Bushwalk, diesmal in die gegengesetzte Richtung. Nicht nur Tierbeobachtungen sind Teil eines Bushwalks, man lernt auch viele interessante Dinge: Spurenlesen, Pflanzen, Insekten oder auch über die Verwendungsmöglichkeiten getrockneten Hyänenkots, der mit seinem hohen Calciumgehalt zu weißem Pulver verarbeitet zum Kalken von Wänden oder auch ein Ersatz für Schulkreide ist.

Während man durch scheinbar verlassene Buschlandschaft streift, erspähen die scharfen Augen unserer Guides auch die kleinste verdächtige Bewegung und können diese auch schon einem Tier zuordnen, wohingegen wir noch nicht einmal eine Bewegung wahrnehmen. So kommt es, dass wir plötzlich hinter dichten Buschwerk auf eine Büffelherde von über 100 Tieren stoßen. Und schon wenig später können wir auch die sich heranpirschenden Löwen sehen. Aus bester (und sicherer Entfernung) beobachten wir, wie sich die 5 Weibchen, ihren Jagdinstinkt folgend, den Büffeln nähern, während die 3 Männchen uns zwar kurz in Augenschein nehmen, dann aber doch gelassen an ihren Platz verharren.

Die Bewegungen der Tiere im Blick führen uns die Guides zu einen nahegelegenen Beobachtungsstand an einer steilen Uferkante. Von dort aus genießen wir einen der perfekten Sundowner: Büffel, Löwen und ein kühles Bier. Und während wir dort sitzen, schleichen sich direkt unter uns und in weniger als 15 Metern Entfernung zwei weitere Löwen an! What a perfekt Day!
