Hier oben, auf rund 1.000 Meter haben sie in der Lukwe Lodge einen „Paradise Garden“ geschaffen. Das steht nicht nur auf dem Schild, wenn man den üppigen Nutzgarten betritt, es ist tatsächlich ein verwunschener Ort, an dem sich Ananas und Minze, Salat und Paprika zu einer Sinfonie mit Seerose und Lilie treffen.

Noch vor 20 Jahren war hier oben alles abgeholzt, wie an den vielen anderen Plätzen auf dem Weg nach Livingstonia. Der Besitzer der Ökologde ist Ökologe und hat der Natur auf seinem großen Grundstück Zeit und Raum gegeben, wieder natürlich zu wachsen. 

Vom Garten geht es weiter zu den Wasserfällen. Und nachdem wir – wieder – die Victoriafälle ausgelassen haben, erwandern wir uns in aller Einsamkeit die unberührten und höchsten Fälle Malawis. Wir klettern über Stock und Stein, manchmal auf Händen und Füßen oder auf dem Hosenboden. Es geht steil hoch und runter. Belohnt werden wir mit einer Höhle hinter den Wasserfällen mit großartigem Ausblick runter ins Tal. Der Sprühnebel sorgt für Regenwaldverhältnisse, so üppig und vielfältig ist hier die Vegetation.

Von den Fällen laufen wir erst über Dirt Road, dann über Asphalt die knapp 5 Kilometer hoch nach Livingstonia. Unterwegs treffen wir William. Wir plaudern über Deutschland und Malawi, über unsere Familien und über das kleine Missionsstädtchen. Hier oben auf dem Plateau hat sich in der frühen Kolonialzeit die bedeutendste Missionsstation Malawis entwickelt. Der englische Arzt Dr. Laws hat die Station gegründet und für ein Krankenhaus, für Schule, Straße und Strom gesorgt. Auch Häuser für die Angestellten ließ er errichten, in denen bis heute Ärzte, Krankenschwestern oder Lehrer leben. Und selbstverständlich eine Kirche. Heute ist noch ein technisches College dazu gekommen, an dem Williams Vater unterrichtet und er selbst seinen Abschluss gemacht hat.

Er begleitet uns noch in die Kirche, in dem uns der engagierte Küster sofort durch das altersschwache Holztreppenhaus hoch in den Glockenturm und auf das Dach führt. Danach verabschiedet sich William – und schlägt den Austausch von e-Mail-Adressen vor. Ich war darauf eingestellt, dass er einen Obulus für seine Fremdenführerdienste erwarten würde. Sorry, William!

Für uns geht’s dann wieder den langen Weg zurück zur Lodge. Gute 20 Kilometer werden wir am Ende des Tages gelaufen sein. Am örtlichen Kiosk kaufen wir uns noch ein Kaltgetränk. Wir können zwischen diversen Sorten in quietschgrün, neonorange oder knallrot wählen. Es werden zwei grüne und beide sind sehr, sehr süß. In Malawi gibt es so gut wie keine Produkte aus der Cola- oder Pepsifamilie. Die hiesige Coke heißt Zip und gibts auch in der Zero-Variante. Leider nicht hier, aber ein bißchen Zucker für unterwegs kann ja nicht schaden.

Neben dem Kiosk hat der Friseur offen, den Ingo für eine kleine Rasur aufsucht. Mit dem elektrischen Rasierer wird der Buschbart etwas gestutzt. Nach dem Barbierbesuch in Marrakesch ist Ingo allerdings etwas enttäuscht, dass hier nicht Rasierseife und Klinge angesetzt werden. Der Elektrorasierer ist auch etwas stumpf und sorgt für das eine oder andere schmerzverzerrte Gesicht. Ob das wohl der Grund dafür war, dass alle meine Frisurvorschläge abgelehnt worden sind. Auf den Plakaten im Shop gab es wirklich gute Anregungen… ;-). Dafür werden für die Rasur aber auch nur 200 Kwacha fällig, umgerechnet 25 Cent.