Erschöpft liegt der Löwe neben seiner Beute. Einen Büffel hat er gerissen. Auf den Bäumen haben sich die Geier versammelt. Bevor er sich satt essen kann, muss er noch ruhen. Zu anstrengend war die Jagd.

Doch dann: ein Rudel Wildhunde nähert sich am Strand. Elf kräftige, hungrige Tiere nehmen Witterung auf. Mißtrauisch beäugt der Löwe das Geschehen. Dann, ein Ruck, und der Löwe sprintet los. Nimmt es mit allen elf Wildhunden auf und sprengt die Gruppe auseinander. Wendet sich um, jagd zurück zur Beute, an der sich die Geier zuschaffen machen. Elf Wildhunde in gerader Linie über die Breite des Strandes verteilt, folgen dem Löwen. Ein Film, wie für National Geographic gemacht. Wenn, ja wenn, wir noch Power im Akku der Kamera gehabt hätten.

Im South Lunagwa gibt es von allem reichlich – besonders in der Trockenzeit. Riesige Hippogruppen mit bis zu 100 Tieren liegen im Fluß und machen Theater, die Büffelherden sind bis auf 300 Tieren angewachsen, wir treffen mehrere der so seltenen Wildhundrudel, Elefantenfamilien mit vielen kleinen Jungtieren und wunderschön gezeichnete Giraffen. Wenn wir uns in Deutschland über ein neues Storchennest freuen – hier stehen Sie zu Dutzenden im seichten Wasser. Hunderte Pelikane fischen in den Bachläufen der Lagunen. Krokodile gleiten fast lautlos vom Ufer ins Wasser. 

Im South Luangwa gelingt der Spagat zwischen Kommerzialisierung und Naturerlebnis. Es sind zwar einige Safariautos unterwegs. Aber es gibt Platz genug für jeden. Und weil hier schon so lange nicht mehr geschossen wird, sind die Tiere sehr entspannt und haben ihre Fluchtdistanz deutlich reduziert. Die scheuen Kudus futtern weiter die Blätter vom Baum und lassen sich nicht stören. Der alte Giraffenbulle kommt so dicht an unser Auto, dass wir nur noch die Hand ausstrecken müssten, um ihn zu streicheln. Wir sind im Gamedrivefieber. Jeden Morgen klingelt um 5 Uhr der Wecker, um kurz vor halb sechs geht es los mit einer Thermoskanne Kaffee und belegten Käsebroten. Am ersten Tag sind wir um Viertel vor sechs im Park und um vier Uhr wieder draußen. Denn die Entfernungen im Park sind riesig: Einem Tag benötigen wir um den nordöstlichen bis zur kargen Lions Pain zu fahren, einen weiteren um den südwestlichen Abschnitt rund um die hügelige Landschaft der Chichele Hills zu erkunden. Umso beeindruckender sind neben den Flusslandschaften die geheimnisvollen Ebenholzwälder.

Neben den Tierbeobachtungen müssen wir immer wieder Zwangspausen einlegen, in denen wir Jagd auf Tsetsefliegen machen, die in kürzester Zeit durch ein offenes Fenster ins Autoinnere gelangen. Auch wenn diese Plagegeister nicht so zahlreich auftreten wie im Kafue Nationalpark, extrem hartnäckig sind sie auch.

Im Camp werden wir von Tsetses zum Glück verschont. Und ein weiterer Vorteil: wir bräuchten eigentlich gar nicht in den Park fahren – zumindest wenn wir Elefanten, Giraffen, Warzenschweine, Impala oder Pukus sehen wollten. Denn wir haben im lässigen Wildlife Camp im Mfuwe einen Platz direkt am Ufer bekommen. Immer wieder sind Elefantenfamilien durch den Fluss gekommen, haben entlang des Ufers Blatt und Baum gegessen und sind direkt unter unserem Stellplatz nach oben gekommen. So nah und voller Würde sind sie in einer Reihe, die Matriarchin vorne weg, durchs Camp marschiert in Richtung Mopanewald. Mit der Elefantenwürde hat es allerdings gehapert, als die Tiere den umgekehrten Weg gegangen sind. Denn vom Ufer runter zum Strand ist es steil. Wenn man Elefanten rutschen sehen möchte, ist hier die beste Gelegenheit. Besondere Aufmerksamkeit verlangen die im Camp ansässigen Affen: von einem kurz vorher gekauften Bund Frühlingszwiebeln werden uns die grünen Stengel aus der Sicherheit der Baumwipfel zurückgeworfen und einen besonders mutigen Affen hätten wir beinahe in unser Auto eingeschlossen. Für eine Packung Kekse ist diesen Tieren kein Wagnis zu groß!